Bericht vom 15. Jahrestreffen

Das 15. Jahrestreffen der Lebensbornkinder im Jahr 2018 in Deutschland / Wernigerode

Nach eineinhalbjähriger Unterbrechung fand im Zeitraum vom 1. – 3. Juni in Wernigerode das Jahrestreffen der Lebensbornkinder in Deutschland statt. Damit fand zum zweiten Male überhaupt das Jahrestreffen nicht im Spätherbst statt. Künftig soll dies auch dabei bleiben. Neben traditionellen Bestandteilen des Treffens gab es auch einige Neuerungen, die von den Teilnehmern durchweg positiv aufgenommen wurden. 

    Hartmann Pahl und Patrick Lasch
in der Goethe-Sekundarschule Ilsenburg

Traditionell begann das Jahres-treffen mit den Schülerpodien in Schulen des Landkreises Harz.In diesem Jahr waren Lebensborn-kinder als Zeitzeugen bei Schülern der 10. Klassen des Stadtfeld-gymnasiums sowie neunten Klassen der Goethe-Sekundar-schule in Ilsenburg zu Gast.

Die Schüler folgten aufmerksam der Ausführungen und nutzten anschließend die Möglichkeit, Fragen zu stellen, denen sich unsere Mitglieder stellten.

    Wolfgang Gleibe vor den Schülern
des Stadtfeldgymnaisum Wernigerode

Nach einer musikalischen Begrüßung am Freitagnachmittag überbrachten der Fachbereichsleiter des Landkreises, Herr Michelmann, sowie der Dezernent für Gemeinwesen, Herr Fischer, die Grußworte des Landrates des Landkreises Harz sowie des Oberbürgermeisters der Stadt Wernigerode.  Anschließend gaben zwei Schülerinnen Auskunft, über ihre, im Rahmen von Schülerarbeiten erfolgte Beschäftigten mit der Thematik “Lebensborn”. Dabei ging es vordergründig um die Fragen, wie sie zu diesem Thema für eine Hausarbeit gekommen sind, welche Resonanz sie bei Mitschülern und Lehrern fanden, welche Recherchemöglichkeiten sie nutzen konnten und wie die Arbeit bewertet wurde. Beide Schülerinnen hatten gerade ihr Abitur abgelegt und Ihr Resümee hätte unterschiedlicher nicht sein können. Die Mädchen selbst empfanden die Zeit, in der sie an dem Thema gearbeitet haben als gewinnbringend. Dies betraf den Erkenntnisgewinn über den Lebensborn und sein Wirken ebenso wie die Resonanz bei Schülern, Eltern und Lehrkräften, bei denen teilweise noch Vorurteile und Kenntnislücken zu merken waren. Beide waren sich aber darin einig, dass sie sich vorstellen könnten, sich weiterhin mit dem Lebensborn zu beschäftigen. Ihr Interesse daran wurde durch ihre Arbeit verstärkt.

Fachbereichsleiter Michelmann
Landkreis Harz

Dezernent Fischer
Stadt Wernigerode

Die Schülerinnen
 Cecilie M. und Maria W.

Anstatt des üblichen Informellen Abendessens in einer der vielen Gastlichkeiten der Stadt Wernigerode fanden sich die Teilnehmer in der Remise ein, um dort gemeinsam einen Abend zu verbringen. Der Kunst- und Kulturverein Wernigerode hatte den Raum zur Verfügung gestellt. Die Organisatoren des Abends, Rita und Sabine, haben die Tische mit ein wenig Dekoration verziert. Durch einen Caterer wurde ein Buffet angerichtet, das für die Teilnehmer nicht mehr gekostet hat, als wäre man in einer Gaststätte essen gegangen. Völlig ungestört von jeglichem Gaststättenlärm in einer schönen Atmosphäre eines durch Fachwerk geprägten Interieurs und gedämpftem Licht aß man gemeinsam zu Abend und genoss bei Wasser, Bier oder Wein Gespräche in kleinen Runden. 

der „singende Buchhändler“
          Rainer Schulze

Doch den Einstieg an diesem Abend besorgte der Vorsitzende des gastgebenden Kunst- und Kulturvereins Wernigerode, Rainer Schulze. Der schon zu DDR – Zeiten als „singender Buchhändler“ bekannte Wernigeröder ließ es sich nicht nehmen, den Tagungsteilnehmern einige Stücke aus seinen Programmen darzubieten und mit der ihm bekannten Mischung aus Komik und Nachdenklichem die Anwesenden mitzureißen. Er fand auch an diesem Abend wieder ein dankbares Publikum und es blieb kaum ein Auge trocken. Der Abend wirkte noch in den nächsten Tagen nach und die Harmonie dieses Abends und das dort erzeugte Wohlgefühl hielt auch während des gesamten Jahrestreffens an. 
Dieser Abend war so ein Erfolg, dass der Vorstand beschloss, dieses in den nächsten Jahren weiter so fortzusetzen.

Am Samstagnachmittag findet seit dem ersten Jahrestreffen in Wernigerode eine öffentliche Veranstaltung statt. In diesem Jahr konnte Frau Prof. Dr. Angela Moré von der Leibniz-Universität Hannover als Referentin gewonnen werden. In Ihrer etwa eineinhalbstündigen Darstellung über die Problematik der unbewussten Weitergabe von sozialen Erfahrungen an die Kinder- und Enkelgeneration. Dabei sprach sie von Schuldkomplexen, von Traumatisierungen und vor allem den Folgen von Verdrängung. „Wo allerdings unverarbeitete Traumata im Untergrund schlummern oder in den eigenen Herkunftsfamilien noch immer die Konflikte schwelen und zu neuen Kränkungen führen, sind die emotionalen Botschaften von schmerzhaften und quälenden Bildern durchdrungen, …“ (Aus dem Referat von Frau Prof. Dr. Moré)

  Frau Prof. Dr. Angela Moré
Leibniz-Universität Hannover

Der Vortrag war durch die Art und Weise des Vortrages trotz seiner Länge von fast eineinhalb Stunden kurzweilig. Die einfühlsame Art des gehaltenen Vortrages sowie die gute Verständlichkeit machten viele Zuhörer sehr nachdenklich. Von einigen Teilnehmern war zu hören, sie hätten nun zu ihrem Verhalten, den eigenen Kindern gegenüber; eine neue Sicht bekommen. Eine Sicht, die auch darüber nachdenklich werden lässt, ob man gegenüber den eigenen Kindern sich so verhalten oder diese so beeinflusst bzw. im täglichen Alltag so geprägt hat, dass auch sie eine ähnliche innere Last zu tragen haben, oder dass das vielleicht in anderer Weise deren Denken und Handeln mitbestimmt. Schon diese Nachdenklichkeit hat eine positive Seite – das Verhindern von Verdrängen und die Bereitschaft zur Auf- und Verarbeitung. Im Referat wurde dies vergleichsweise so formuliert: „Mit der Reinszenierung soll das Unverstandene erfassbar und verstehbar und dadurch auch integrierbar werden, es wird zugleich dadurch auch immer wieder neu inszeniert, wiederholt und dadurch reaktiviert. Damit bleibt es präsent und landet – wenn es nur wiederholt, aber nicht verstanden wurde, bei der nächstfolgenden Generation.“

Leider war trotz Hinweisen an die Presse keine Veröffentlichung zu der Veranstaltung erfolgt, so dass kaum Wernigeröder an der Veranstaltung teilnahmen. Während es in Wernigerode doch einige interessierte Bürger gibt und auch die Stadtverwaltung den Verein „Lebensspuren e.V.“ sehr aufgeschlossen gegenübersteht, ist das Desinteresse der hiesigen Presse unübersehbar. Hier müssen neue Möglichkeiten gesucht werden.

 

Am Samstagabend fand dann der gesellige Teil in der Tenne des Kartoffelhauses Wernigerode statt. Leider wurde dieser Abend von einigen Pannen seitens des Gaststätteninhabers überschattet. Einige der Absprachen wurden nicht eingehalten. Die meisten Teilnehmer bekamen davon nur wenig mit und arrangierten sich mit den Gegebenheiten, als wären sie so gewollt gewesen. Den Erfolg dieses Abends (15. Jahrestreffen – ein kleines Jubiläum!) schmälerte dies ein wenig. Hier stand der Kommerzgedanke gegenüber der zu erwartenden Gastfreundlichkeit im Vordergrund. Auch wenn sich der Eigentümer und Geschäftsführer im Nachgang entschuldigte, bleibt ein fader Nachgeschmack.

Der Sonntagmorgen ist in den letzten Jahren immer Angeboten vorbehalten gewesen, die interessierten Teilnehmern entweder touristische Highlights der Stadt oder andere interessante Dinge zeigen. Da das Jahrestreffen im Juni stattfand, bestand die Möglichkeit, sich den Miniaturenpark anzusehen, der im November ja immer schon geschlossen und im Winterquartier untergebracht ist. 
Außerdem wurde eine Besichtigung des im Aufbau befindlichen Archivs angeboten. Die Handbibliothek waren bereits erfasst und geordnet, sowie die Dokumente nach Herkunftsquellen und Heimen sortiert.

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