17. Jahrestreffen 2021

17. Jahrestreffen der „Lebensborn“kinder in Deutschland vom 22.-24. Oktober 2021 in Wernigerode

Vom 22. bis zum 24. Oktober 2021 fand in Wernigerode  das 17. Jahrestreffen der „Lebensborn“kinder in Deutschland in Wernigerode statt. Nach einer zweijährigen Corona bedingten Zwangspause konnte endlich wieder ein solches Treffen stattfinden. Dem Treffen vorgelagert waren traditionell stets die Foren in den Schulen des Landkreises, in denen „Lebensborn“kinder über ihr Schicksal, ihre Suche und ihr Leben berichteten. Dieses Mal war nur ein solches Schülerforum möglich. dieses gestalteten Horst Schulte und Patrik Lasch, die jeweils von einem Familienmitglied begleitet wurden. In einer sehr offenen Atmosphäre bekamen die Schüler der Jahrgangsstufe 11 des Stadtfeldgymnasiums Wernigerode etwas von dem zu hören, was nicht in den Schulbüchern geschrieben steht. Die vielen sich anschließenden Fragen zeigten das Interesse der Jugendlichen.

Das Treffen begann dann offiziell mit einer würdigen Eröffnungsveranstaltung im Festsall des Wernigeröder Rathauses, den der Oberbürgermeister dankenswerter Weise dem Verein wiederum kostenlos zur Verfügung stellte. Durch eine Förderung der Harzsparkasse war es möglich, eine qualitativ hochwertige musikalische Begleitung zu ermöglichen. Die Pianistin, Claudia Meißner, schaffte mit Werke von Robert Schumann, Freseric Chopin und Franz Liszt einen passenden festlichen Rahmen. Herr Rüdiger Drorff, Dezernent der Stadtverwaltung Wernigerode überbrachte in Vertretung des Oberbürgermeisters dessen Grußworte. Da das 15jährige Jubiläum des Vereins 2020 nicht begangen konnte, wurde in der Begrüßung auch ein kleiner Rückblick auf 15 Jahre der Vereinstätigkeit vorgenommen. Es gab einige Ehrungen für Mitglieder sowie Unterstützer des Vereins. Zu Ihnen gehörten Dr. Georg Lilienthal, Gerlinde Bartels, Astrid Eggers, Gisela Heidenreich, Folker Heinecke und Gudrun Sarkar. Außerdem bedankten sich der Verein bei den Förderern und Sponsoren, der Landesregierung Sachsen-Anhalt, dem Landkreis Harz, Der Stadt Wernigerode, der Hasrzsparkasse und den Stadtwerken Wernigerode.
Aus terminlichen Gründen konnte der Schirmherr des diesjährigen Treffens, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Herr Dr. Reiner Haseloff, leider  nicht anwesend sein. Er hatte aber eine Videobotschaft übersandt, die den Teilnehmern gezeigt wurde. Die Übernahme der Schirmherrschaft durch ihn ist für den Verein eine Anerkennung des Engagements in den zurückliegenden Jahren.

Zu Gast waren in diesem Jahr auch zwei Vertreter der Vereinigung „Distelblüten – Russenkinder ind Deutschland“ sowie drei Mitglieder der  „Interessengemeinschaft der gestohlenen Kinder in der DDR“. Beide gestalteten inhaltlich die Veranstaltungen. Zunächst berichteten am Freitag nach der offiziellen Begrüßung Herr Winfried Behlau und Frau Birgrit Michler von ihrem Schicksal und der Verabreitung der sich daraus ergebenen Fragen und Erkenntnisse. Für viele Zuhörer wurde erst hier deutlich, welche Größenordnung sich hinter dieser Betroffenengruppe verbirgt und wie gering dafür auf der anderen Seite die gesellschaftliche Wahrnehmung ist. So gab es schon am Abend beim gemütlichen Beisammensein neben dem Auffrischen persönlicher Kontakte der Vereinsmitglieder untereinander Gespräche mit den beiden Vertretern.

Im Rahmen der Treffens haben die Mitglieder am Samstagvormittag wichtige Entscheidungen für die Zukunft des Vereins diskutiert und getroffen. Der Verein wird ausgehend von seinen Erfahrungen bei der Identitätssuche, gegenseitigen Hilfe bei der Verarbeitung gewonnener Erkenntnisse und geschichtlichen Aufarbeitung sich anderen Betroffenengruppen öffnen, bei denen es auch zur politisch oder ideologisch motivierten zwangsweisen Trennung von Kindern und Müttern/Eltern kam. Außerdem ging es um die Projekte „digitales Museum/ App“ und „Häusertafeln“ am Standort des ehemaligen Lebensbornheimes Harz.
Insbesondere zu der Samstagsveranstaltung in der Remise „Gestohlene Lebenszeit“ hatte der Verein wieder die Öffentlichkeit einladen wollen. Doch leider wurde in diesem Jahr durch die lokalen Medien nicht auf die Veranstaltung hingewiesen. Nur durch Mund zu Mund Propaganda und Plakate konnten Interessierte von der Veranstaltung erfahren. Diese war dann gut besucht und es blieben lediglich zwei Stühle leer. Für den Verein ein Beleg für das Interesse an diesem in der breiten Öffentlichkeit noch recht unbekannten Thema. Für die Besucher öffnete sich ein anderer neuer Blick auf die in der DDR propagierte Kinderfürsorge und Bild der glücklichen Familie als wichtiger Schwerpunkt gesellschaftlicher Entwicklung in der DDR. Es war ein sehr emotionaler Vortrag. Auch hier sind für Tausende von Betroffenen noch viele Fragen offen und nicht Jeder bringt die Kraft auf, sich auf eine intensive Suche und Nachforschung zu begeben. Der Vortrag, der vom Offenen Kanal freundlicherweise aufgezeichnet wurde, hat bei den Besuchern eine lebhafte  Diskussion angeregt, an der die Einen sich nach bestimmten Vorgängen und Tatsachen erkundigten und Andere wiederum als ebenfalls Befroffene von Schicksalen aus dem eigenen Familienkreis berichteten. So war es nicht verwunderlich, dass nach der Veranstaltung sich weitere Gesprächsgruppen bildeten, die sich in anregenden Gesprächen vertieften.

Mit einem gemeinsamen Abend in gemütlicher Atmosphäre und einer Kremserfahrt am Sonntagvormittag klang das Jahrestreffen aus.

   

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