Das war das 16. Jahrestreffen der Lebensbornkinder in Deutschland vom 31.05-02.06.2019 in Wernigerode
Vom 31. Mai bis zum 02. Juni 2019 fand das 16. Jahrestreffen der Lebensbornkinder in Deutschland in Wernigerode statt. Der Schirmherr des Treffens, der ehemalige Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Sigmar Gabriel musste leider kurzfristig seine Teilnahme absagen. Aus diesem Grunde konnte auch leider das geplante Forum nicht stattfinden. Bisher fanden bei den Treffen in Wernigerode auch Schülerforen statt. Doch in diesem Jahr wurde am 31.05., einen Tag nach Christi Himmelfahrt, an den Schulen ein beweglicher Ferientag angesetzt. Dadurch waren die Schulen geschlossen und die Jugendlichen zu Hause.
Für den Freitagnachmittag wurde ersatzweise ein sehr interessanter Vortrag über die NAPOLA im Harz angeboten. Der Verein “Spurensuche Harzregion e.V.” hatte hier gemeinsam mit Wolfgang Schilling ein Buch herausgegeben, das mit sehr viel Bilddokumenten in Informationen einen tiefen Einblick in die Arbeit dieser Schulen gab. Auch hier musste mit so manchen Mythen aufgeräumt werden. Wie beim Thema “Lebensborn” waren in verschiedenen Filmen, selbst deutscher Produktionen, Darstellungen zu sehen, die ein falsches Bild von der Wirklichkeit enthielten.
Am Abend fanden sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens bei guter Musik zu vielen anregenden Gesprächen und persönlichem Austausch in der Remise des Wernigeröder Kunst- und Kulturvereins ein.
Der Samstag begann mit der Mitgliederversammlung des Vereins. Hierbei ging es um die Frage der Perspektivischen Ausrichtung des Vereins, ab er nicht der inhaltlichen, sondern der Frage nach der organisatorischen Struktur. Der Grund hierfür ist naturgemäß in der Altersstruktur des Vereins zu finden. Außerdem galt es, einen neuen Vorstand zu wählen. Im Ergebnis dieser Wahlen wurde der alte Vorstand in seinem Amt bestätigt. Seine Aufgabe wird nun darin bestehen, den Mitgliedern Alternativen für die Perspektive des Vereins aufzuzeigen und vorzuschlagen.
Nach einer kurzen Mittagspause stand wie jedes Jahr am Nachmittag die öffentliche Veranstaltung auf dem Programm. In diesem Jahr stellte Heidi Benneckenstein ihr Buch “Ein deutsches Mädchen” vor. In Ihrem Buch berichtet sie um den politischen Boden, der ihrer Kindheit und Jugend und damit ihrer Erziehung zu Grunde lag. Er nährte Fremdenhass und Intoleranz im Zusammenhang mit Gewaltbereitschaft gegenüber “Anderseienden und Andersdenkenden”. Sa ist auch der Boden, der seinerzeit dem Lebensborn mit seinem Rassenwahn seine Nahrung gab. Trotz seiner verheerenden Folgen für die deutsche Geschichte und das Leid der Völker Europas hat nationalsozialistisches Gedankengut immer noch unbelehrbare Anhänger. Und das nicht nur in der Bundesrepublik. Für die breite Öffentlichkeit hat sich unbemerkt eine Parallelgesellschaft entwickelt, in der mit Drill, Schlägen und Belohnung in militanten Jugendgruppen und Kameradschaften ein Teil der Jugend auf ein Leben im rechten Hass-Milieu vorbereitet wird.
Heidrun Benneckenstein hatte den Mut auszusteigen und heute engagieren sie sich und ihr Mann für andere, die ebenfalls aus dieser rechten Szene aussteigen wollen. Ihr Buch gibt Einblick in die innere Organisation der rechten Szene. Hier blickt sie noch einmal in die Abgründe dieser Parallelwelt.
Den Sonntagvormittag nutzten viele der Teilnehmer des Jahrestreffens und nahmen den nun fertig aufgearbeiteten, sortierten und katalogisierten Bestand des vereinseigenen Archivs in Augenschein. Mehr als 700 Dokumente, 40 Medien (Filme, Dokumentationen und Audioträger) sowie 65 Bände der Bibliothek stehen Interessierten zur Verfügung. Das Archiv ist aber auch vor allem dafür geschaffen worden, Dokumente und Sachzeugen der Zeitgeschichte aufzunehmen und so für die Nachwelt zu erhalten.